exit RACISM (German Edition) by Ogette Tupoka

Autor:Ogette, Tupoka [Ogette, Tupoka]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: UNRAST Verlag
veröffentlicht: 2020-06-01T16:00:00+00:00

Einige Selbstbezeichnungen:

Schwarz

Zuallererst: Der Begriff wird in jedem Kontext mit großem ›S‹ geschrieben. Dadurch soll sichtbar gemacht werden, dass es sich nicht um das Adjektiv ›schwarz‹ handelt und sich somit auch nicht auf die Farbe bezieht, sondern um eine politische Selbstbezeichnung. Der Begriff ist der Versuch auszudrücken, welche sozialen Gemeinsamkeiten aus dem Konstrukt Rassismus entstanden sind. [50] Es geht also in erster Linie um Erfahrungen und in keiner Weise um biologische Gemeinsamkeiten. Kurz: der Begriff bezeichnet Menschen, die Rassismuserfahrungen machen. Diese Erfahrungen können mit Hautfarbe zu tun haben, müssen dies aber nicht zwangsweise. Wenn ein weißer Mensch nach dem Sommerurlaub eine dunklere Hautfarbe hat, wird er dadurch nicht Schwarz. Er wird aufgrund dessen keine rassistischen Erfahrungen machen, keine Nachteile auf dem Wohnungsmarkt, dem Arbeitsmarkt oder in der Schule haben. Und es ist durchaus möglich, dass seine Haut dunkler ist, als die vieler Menschen, die Schwarz sind.

Die Erfahrungen beziehen sich in der Definition auch auf die gemeinsam – als soziale und rassifizierte Gruppe – gemachten Widerstandserfahrungen. Schwarze Menschen müssen sich – Zeit ihres Lebens – mit dem Konstrukt Rasse auseinandersetzen, ihre eigenen Antworten und (Über-)Lebensstrategien entwickeln. Sich darüber hinaus in diesem Kampf zu solidarisieren, ist eine politische Positionierung, welche in diesem Begriff ihren Ausdruck findet. [51]

People/Person of Color (PoC)

Auch der Begriff ›People of Color‹ stammt aus dem Selbstbezeichnungsprozess rassistisch unterdrückter Menschen. Er wurde im Laufe der 1960er Jahre im Kontext der ›Black-Power-Bewegung‹ ebenfalls als politischer Begriff geprägt. Ziel des Begriffes ist es, Erfahrungsgemeinsamkeiten zwischen Communitys mit unterschiedlichen historischen Hintergründen zu benennen. Kien Nghi Ha schreibt:

»Als gemeinsame Plattform für grenzüberschreitende Bündnisse wendet sich dieser Begriff gleichermaßen an alle Mitglieder rassifizierter und unterdrückter Communitys. People of Color bezieht sich somit auf alle rassifizierten Menschen, die in unterschiedlichen Anteilen über afrikanische, asiatische, lateinamerikanische, arabische, jüdische, indigene oder pazifische Herkünfte oder Hintergründe verfügen. Er verbindet diejenigen, die durch die Weiße Dominanzkultur marginalisiert sowie durch die Gewalt kolonialer Tradierungen und Präsenzen kollektiv abgewertet werden.« [52]

Ich möchte Dir auch noch einen Gedankenanstoß zum Sprechen über ›die Anderen‹ mitgeben. Im Kontext des ›Othering‹ wurden die einen zur Norm und damit unsichtbar. Wenn wir genau hinschauen, passiert das auch sehr oft in der Art und Weise wie wir sprechen. So wird fast immer über die ›Menschen mit anderer Hautfarbe‹ gesprochen. Ausgeblendet wird, dass in diesem Konstrukt auch Weiß sein eine Rassifizierung erfahren hat und auch diese Menschen eine Hautfarbe haben. Es macht einen Unterschied, ob ich sage: »Er hat eine andere Hautfarbe«, oder: »Er hat eine andere Hautfarbe als ich«. Das erste suggeriert durch die Ausblendung, dass es die gibt, die eine ›normale‹ Hautfarbe haben, und dann noch die Anderen.

Auch viele andere Begriffe werden so benutzt, z.B. ›dunkelhäutig‹ oder ›Migrationshintergrund‹.

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